Kundensegmentierung im Gesundheitswesen
Wie ein datenbasiertes Modell die Ansprache von Health Care Professionals (HCPs) transformiert
Viele Organisationen im Gesundheitssektor entwickeln über die Zeit komplexe System- und Datenlandschaften: CRM-Systeme, digitale Interaktionen und Vertriebsaktivitäten laufen oft unabhängig voneinander mit eigenen Prioritäten, Prozessen und Kennzahlen. Zielgruppeninformationen sind verstreut, uneinheitlich, schwer vergleichbar und daher kaum nutzbar.
Gerade bei der Ansprache von Health Care Professionals erschwert diese Fragmentierung eine gezielte Steuerung der Marketing- und Sales-Aktivitäten. Ohne eine konsistente Sicht auf Kontaktverhalten, digitale Aktivität oder Kanalpräferenzen fällt es schwer, Maßnahmen wirkungsvoll auf einzelne Zielgruppen zuzuschneiden und Budgets effizient einzusetzen.
Ein führender Gesundheitskonzern wollte genau dies ändern. Basierend auf unserer langjährigen Erfahrung haben wir ein CRM Segmentierungsmodell entwickelt, das bestehende Datenquellen zusammenführt und Verhaltensmuster sichtbar macht. Es bildet die Grundlage für ein strategisch steuerbares, skalierbares HCP-Marketing, das auf Relevanz, Timing und Kanalpräferenz abgestimmt ist. Das Ergebnis: klarere Zielgruppenprofile, eine individuellere Ansprache und eine fundierte Basis für ein zukunftsfähiges, kanalübergreifendes HCP-Marketing.
01 Das Wichtigste im Überblick
Ein Unternehmen im Gesundheitssektor stand vor der Herausforderung, HCPs in einem zunehmend digitalisierten und komplexen Umfeld gezielter anzusprechen. Außendienstaktivitäten und digitale Maßnahmen sollten besser verzahnt werden. Vorhandene Daten sollten effektiver genutzt werden. Die relevanten Informationen waren jedoch auf verschiedene Systeme verteilt und nur schwer für eine abgestimmte Ansprache nutzbar.
Im Zentrum des Projekts stand die Entwicklung eines skalierbaren, verhaltensbasierten Segmentierungsmodells, das kanalübergreifend eingesetzt werden kann. E-Mail-Kampagnen, Vertriebsmaßnahmen und Event-Einladungen wurden integriert. Auf Basis eines modernisierten RFM-Modells (Recency, Frequency, Monetary) und unter Einsatz von Machine Learning wurden digitale Interaktionen und Präferenzen systematisch in die Segmentlogik aufgenommen.
Ein interaktives Dashboard stellt die Ergebnisse übersichtlich dar und ermöglicht Marketing, Vertrieb und CRM eine bessere Planung und Umsetzung ihrer Aktivitäten. Segmentinformationen, Kanalpräferenzen und Reaktionsverhalten sind zentral verfügbar und erleichtern die tägliche Arbeit mit datenbasierten Entscheidungsgrundlagen.
02 Zielsetzung
Ziel des Projekts war es, eine verlässliche Datenbasis für eine differenzierte und verhaltensgestützte Ansprache von Health Care Professionals zu schaffen. Zu Projektbeginn zeigte sich ein heterogenes Bild: CRM-Informationen waren unvollständig verteilt, digitale Verhaltensdaten nicht zentral verfügbar und eine kanalübergreifende Steuerung fehlte. Um ein zielgerichtetes Marketing- und Vertriebsmodell aufzubauen, mussten bestehende Datenquellen konsolidiert, aussagekräftige Merkmale abgeleitet und eine operationalisierbare Segmentierung entwickelt werden. Dies geschah mit Blick auf aktuelle Anwendungen ebenso wie auf zukünftige Use Cases.
Dazu wurden gemeinsam mit dem Kunden folgende Teilziele definiert:
Technologische und analytische Basis für verhaltensbasierte Segmentierung schaffen
Zu Beginn des Projekts wurde eine skalierbare Dateninfrastruktur aufgebaut, die eine ganzheitliche Auswertung von CRM-Daten, digitalen Interaktionen und Verhaltenssignalen ermöglicht. Grundlage dafür war der Aufbau eines modernen Data Stacks mit Snowflake als zentralem Data-Hub. Über diesen konnten bestehende Systeme und neue Datenquellen angebunden werden. Parallel dazu wurden Datenmodelle entwickelt, um Nutzungs- und Interaktionsdaten aus verschiedenen Kanälen einheitlich aufzubereiten.
Methodisch wurde ein modernes KI-gestütztes RFM-Modell etabliert, das klassische Metriken um digitale Signale wie Klickverhalten, Kanalpräferenzen und Interaktionsfrequenz ergänzt. So entstand ein robustes Fundament für eine zielgerichtete, moderne und verhaltensorientierte Segmentierung.
Zielgruppen sichtbar machen und operativ nutzbar machen
Um eine differenzierte Kundenansprache zu ermöglichen, wurden die ermittelten Segmente in ein zentrales Dashboard überführt. Dieses Power BI Dashboard verknüpft CRM-Daten mit Interaktionsmustern und zeigt auf einen Blick, welche Zielgruppen wie aktiv sind, über welche Kanäle sie erreicht werden können und wie hoch ihr Potenzial eingeschätzt wird.
Die Visualisierung der Segmente dient nicht nur der Analyse, sondern auch der operativen Anwendung, wie zur Steuerung im Außendienst oder zur gezielten Auswahl von Empfängergruppen in Kampagnen. Use Case Trainings begleiteten die Einführung und unterstützten Marketing- und Vertriebsverantwortliche beim Übergang in die praktische Anwendung.
Datenkompetenz stärken und segmentbasiertes Arbeiten verankern
Ein zentrales Ziel des Projekts war es, datenbasiertes Denken stärker im Arbeitsalltag zu verankern. Die Segmentierung sollte nicht als rein analytisches Modell verstanden werden, sondern als strategisches Werkzeug für die differenzierte Kundenansprache. Durch gezielte Enablement-Maßnahmen, gemeinsame Interpretation der Cluster sowie praxisnahe Anwendungsbeispiele wurde die neue Segmentlogik nachhaltig in die Prozesse integriert.
So entstand ein wirkungsvolles Zusammenspiel aus Technologie, Methodik und Organisation. Dies ist eine wichtige Grundlage für personalisierte Kommunikation, gezielte Ressourcensteuerung und langfristige strategische Weiterentwicklung.
03 Vorgehen: Von der Datenbasis zur anwendbaren Segmentierung
Die Grundlage für eine gezielte HCP-Kommunikation liegt in konsistenten Daten und einer nachvollziehbaren Zielgruppenlogik. Um beides zu erreichen, wurde das Projekt in zwei aufeinander abgestimmte Schritte unterteilt: Zunächst wurde die technologische und inhaltliche Datenbasis geschaffen. Im Anschluss wurde daraus ein Segmentierungsmodell entwickelt, das operativ nutzbar ist.
PROJEKT 1
Daten konsolidieren und nutzbar machen
CRM- und Interaktionsdaten wurden aus verschiedenen Systemen zusammengeführt, bereinigt und analysierbar gemacht. Der Fokus lag auf der Identifikation relevanter Merkmale, darunter digitale Aktivität, Frequenz der Kontakte sowie Reaktionsverhalten über unterschiedliche Kanäle hinweg. Über eine zentrale Datenplattform (u. a. Snowflake) entstand so eine konsistente Grundlage für die nachfolgende Segmentlogik.
Daten konsolidieren
CRM-System, E-Mail-Interaktionen, Webtracking, Veranstaltungsdaten und Außendienstkontakte wurden in Snowflake harmonisiert – für ein übergreifendes Bild der HCP-Interaktionen.
Merkmale identifizieren
Auf Basis eines erweiterten RFM-Modells wurden zusätzliche KPIs definiert, etwa zur digitalen Aktivität, Interaktionshäufigkeit oder kanalbezogenen Präferenzen. So konnten inaktive und besonders responsiv reagierende HCPs erkannt werden.
Datenqualität sichern
Ein systematisches Data-Cleansing und einheitliche Regeln zur Attributbildung sorgten für eine konsistente und interpretierbare Datengrundlage – essenziell für die anschließende Clusterbildung.
PROJEKT 2
Segmentierungsmodell entwickeln und operationalisieren
Basierend auf den bereinigten Daten wurde ein verhaltensbasiertes Segmentierungsmodell entwickelt. Ergänzt durch ein erweitertes RFM-Modell und digitale KPIs entstand eine Cluster-Struktur, die kanalübergreifende Nutzung von der Außendienstplanung bis zur Kampagnensteuerung ermöglicht. Die Segmente wurden in einem interaktiven Dashboard visualisiert, um sie im Tagesgeschäft für Marketing und Sales direkt nutzbar zu machen.
Cluster-Logik definieren
Mit Clustering-Methoden (z.B. K-Means) wurden Verhaltensmuster in der HCP-Basis identifiziert. Die resultierenden Segmente wurden entlang relevanter Parameter beschrieben und geschäftsnah interpretiert.
Zielgruppenprofile
Jedes Cluster wurde in ein verständliches Profil übersetzt, mit typischen Eigenschaften, bevorzugten Kanälen und Kommunikationsstrategien. Das erleichtert für Marketing und Vertrieb die direkte Nutzung.
Dashboard aufbauen
Alle Segmente wurden in einem interaktiven Power BI Dashboard visualisiert, sodass Verantwortliche schnell erkennen können, welche HCP-Gruppen wie erreichbar sind und wie sich ihr Verhalten über die Zeit verändert.
Loop mit dem CRM
Die Segmentierung wird regelmäßig ins CRM an die einzelnen Accounts zurückgespielt und dort dynamisch um Handlungsanweisungen, Tipps oder Prozesse/Aufgaben für Vertriebs- und Service-Mitarbeiter:innen ergänzt.
Abbildung 1: Elbow Methode zur Bestimmung der Cluster Anzahl
Abbildung 2: Beispiel-Cluster Plot mit 4 unterschiedlichen Segmenten
04 Herausforderungen & Lösungen
Die Umsetzung eines verhaltensbasierten Segmentierungsmodells im Gesundheitswesen erforderte den Umgang mit verschiedenen strukturellen, technischen und regulatorischen Herausforderungen. Unterschiedliche Datenquellen, heterogene Systemlandschaften und strenge Datenschutzvorgaben prägten die Ausgangslage. Zudem bestand der Anspruch, das Modell so leistungsfähig und konsistent wie möglich zu gestalten, damit es operativ anschlussfähig und strategisch weiterentwickelbar ist.
Durch ein strukturiertes Vorgehen, die enge Zusammenarbeit mit allen beteiligten Bereichen sowie einen klaren methodischen Rahmen konnten diese Anforderungen erfolgreich adressiert und in eine tragfähige Lösung überführt werden.
Verteilte Datensysteme und uneinheitliche Datenstrukturen
CRM-Daten, digitale Touchpoints, Veranstaltungsdaten und Außendienstinformationen waren über verschiedene Systeme hinweg isoliert gespeichert – mit stark variierender Datenqualität und fehlender Standardisierung. Eine konsolidierte Sicht auf HCP-Interaktionen war nicht ohne weiteres möglich.
Lösung:
Zur Schaffung einer integrierten Datenbasis wurden relevante Datenpunkte identifiziert, harmonisiert und in einer zentralen Snowflake-Plattform zusammengeführt. Die Grundlage bildete ein standardisiertes KPI-Modell, das flexibel erweiterbar ist und sowohl historische als auch neue Datenquellen strukturiert abbildet.
Fehlende Segmentierungslogik und eingeschränkte Zielgruppensteuerung
Marketing und Vertrieb verfügten über keine etablierte Systematik zur Zielgruppendifferenzierung. Die HCP-Ansprache basierte überwiegend auf Erfahrungswerten, wodurch kanalübergreifende Personalisierung und eine präzise Budgetsteuerung nicht möglich waren.
Lösung:
Auf Basis verhaltensbezogener Kennzahlen wurde ein Cluster-Modell entwickelt, das klare Segmentprofile ableitet. Diese wurden in Abstimmung mit den Fachbereichen interpretiert, in konkrete Use Cases überführt und im Dashboard für CRM-, Marketing- und Außendienstteams visualisiert.
Datenschutz und regulatorische Anforderungen
Die Nutzung personenbezogener Daten im Gesundheitswesen unterliegt hohen rechtlichen Anforderungen. Insbesondere bei der Segmentierung und Ansprache von Health Care Professionals mussten DSGVO-Vorgaben sowie branchenspezifische Werbebeschränkungen berücksichtigt werden.
Lösung:
Gemeinsam mit den Legal- und Compliance-Teams wurden alle Datenverarbeitungsschritte geprüft und dokumentiert. Das Segmentierungsmodell wurde so konzipiert, dass es auf aggregierten, pseudonymisierten Daten basiert und sich datenschutzkonform in bestehende Systeme integrieren lässt. Zusätzlich wurde ein Governance-Framework etabliert, das künftige Use Cases rechtlich beschreibt.
Etablierung der Nutzung analytischer Modelle
Zwar lagen zahlreiche Daten und Analysen vor, doch deren systematische Anwendung in operativen Prozessen war bisher nicht durchgängig etabliert. Die Herausforderung bestand darin, segmentbasierte Erkenntnisse für konkrete Maßnahmen nutzbar zu machen, z. B. in der Kampagnenplanung oder bei der Steuerung im Außendienst.
Lösung:
Die Segment-Daten wurden im Loop-System regelmäßig zurück ins CRM gespielt und ergänzt, sodass sie direkt vom Außendienst operativ genutzt werden konnten. Mithilfe praxisnaher Trainings, begleiteter Pilotprojekte und interaktiver Dashboards wurde der Einsatz analytischer Modelle im Tagesgeschäft gefördert. Der Fokus lag dabei auf konkreten Use Cases, um datenbasierte Entscheidungen nachvollziehbar zu machen und teamübergreifend zu verankern.
05 Ergebnisse: Bessere Insights, Mehr Erfolge
Strukturierte
Grundlage
Segmentierung schafft Klarheit über relevante Zielgruppen und legt die Basis für wirkungsvolle HCP-Marketing- und Vertriebsmaßnahmen.
Optimierte Nutzung
bestehender Daten
CRM-, Interaktions- und Verhaltensdaten wurden systematisch aufbereitet und in ein konsistentes Segmentierungsmodell überführt.
Skalierte Planung
von Kampagnen
Segmentprofile ermöglichen eine zielgerichtete Steuerung von Inhalten, Kanälen und Budgets. Das Vorgehen ist systematisch und datenbasiert, statt intuitiv und manuell.
Transparenz über
Präferenzen
Digitale Signale und weitere Attribute wurden integriert, um Kommunikations-maßnahmen besser auszurichten.
Gezielterer
Vertrieb
Das Segmentierungsmodell hilft dabei, Kontaktstrategien entlang messbarer Kriterien auszurichten und vorhandene Ressourcen wirkungsvoll einzusetzen.
Grundlage
für Use Cases
Die Segmentierungslogik dient nun als strategische Grundlage. Für die Zukunft sind Churn-Analysen, Next Best Action und CRM-Automatisierungen mögliche weitere Use Cases.
Zukunftssichere
Lösung
Die Lösung basiert auf neuesten technologischen Standards und schafft einen Wettbewerbsvorteil.
06 Vom Modell zur echten Entscheidungshilfe
“Wir haben nicht einfach ein Modell gebaut, sondern gemeinsam mit dem Team sichergestellt, dass es im Alltag funktioniert. Erst als die Segmente im Dashboard sichtbar wurden, haben viele Kolleg:innen erkannt, wie konkret Daten bei der Zielgruppenarbeit helfen können.”
Florian Timmler, Junior Data Visualization Specialist
Hopmann Marketing Analytics