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10.06.2025: Wie weniger Komplexität zu mehr Loyalität führt

Kundenbindung mit Analytical CRM Taktiken steigern


Dr. Özgün Köksal, 10.06.2025

Vor kurzem wollte ich einfach nur ein Paar neue Laufschuhe kaufen. In der Theorie eine einfache Aufgabe. In der Praxis fand ich mich in einem digitalen Entscheidungsdschungel wieder: hunderte Modelle, Filter, Marken und keine Entscheidung in Sicht. Kennen Sie dieses Gefühl auch? Es ist ein Paradebeispiel für das psychologische Phänomen der Entscheidungsmüdigkeit.

Dieser persönliche Moment brachte mich allerdings auf eine Idee: Was wäre, wenn man Entscheidungsmüdigkeit mit einem analytischen CRM (Customer Relationship Management) messbar machen und für das Online-Marketing geeignete Maßnahmen daraus ableiten könnte? So habe ich ein Modell entworfen, das Psychologie mit Marketing und analytischer CRM-Logik verbindet. Ziel ist es, die überfordernden Momente in der Customer Journey zu identifizieren, geeignete Marketing-Initiativen gezielt darauf aufzubauen und ihren Erfolg anschließend datenbasiert zu messen.

Komplexe Auswahl Online-Shop

Optionen über Optionen, aber welche ist die beste?

Entscheidungsmüdigkeit ist ein unterschätztes Risiko für Marken

Menschen treffen tagtäglich unzählige Entscheidungen – beruflich, privat und natürlich auch als Konsument:innen. Doch je mehr Auswahl, desto schwieriger wird es, sich zu entscheiden. Zu viele Optionen führen zu kognitiver Überforderung. Diese ist nicht nur frustrierend, sondern kann auch Kaufentscheidungen verzögern oder verhindern.

In der Folge können Nutzer:innen also:

  • den Kaufprozess abbrechen,
  • das Vertrauen in die Marke verlieren
  • oder sich der Konkurrenz zuwenden, wenn diese einen vereinfachten Kaufprozess anbietet.

Die Lösung: Entscheidungssimplizität schaffen

Marken, die Entscheidungsprozesse bewusst vereinfachen, punkten doppelt: Sie entlasten ihre Kund:innen mental, indem sie positive Erlebnisse schaffen und binden diese damit an ihr Unternehmen. Denn Klarheit, Struktur und gezielte Empfehlungen stärken das Gefühl von Kontrolle. Und dieses ist wiederum ein psychologischer Schlüssel zu einer verbesserten Kundenbindung.

Auch wissenschaftliche Studien zeigen, dass wir uns eher mit den Marken oder Online-Shops identifizieren, die uns Orientierung geben. Unternehmen, die mit Rabatten oder aufdringlichen Botschaften überfluten, können vielleicht impulsive Spontankäufe im E-Commerce oder stationären Handel erzielen, binden ihre Zielgruppen aber nicht langfristig.

Entscheidungssimplizität_Kundenbindung_Hopmann

Vier praktische Hebel im Marketing, mit denen Sie Ihre Kund:innen besser binden

Basierend auf den oben beschriebenen Phänomenen und Erkenntnissen möchte ich Ihnen vier beispielhafte Maßnahmen vorschlagen, mit denen Sie die Customer Journey für Ihre Zielgruppen vereinfachen können:

  1. Relevanz statt Reizüberflutung: Weniger ist mehr. Begrenzen Sie die Auswahl auf sinnvolle Alternativen. Gruppieren Sie z. B. ähnliche Produkte oder entfernen Sie redundante Optionen.
  2. Empfehlungen kuratieren: Unterstützen Sie Nutzer:innen durch Formate wie „Top-Empfehlungen für Sie“ oder „Unsere Auswahl des Monats“.
  3. Guided Selling einsetzen: Tools wie Produktfinder oder kurze Quizze zu persönlichen Präferenzen helfen bei der Eingrenzung der Auswahl – ähnlich wie eine gute Verkaufsperson in einem Shop.
  4. Vergleichbarkeit schaffen: Labels wie „Meistgekauft“ oder visuelle Vergleichstabellen mit ähnlichen Optionen geben Sicherheit und fördern die Entscheidung für den Kauf.

Diese Hebel sind mehr als eine UX-Optimierung im Online Marketing. Sie sind psychologisch fundierte Maßnahmen, die Ihre Kunden-Loyalität und Ihre Conversion Rates maßgeblich steigern können.

CRM Analytics: Entscheidungsmüdigkeit erkennen und messen

Die Idee, Entscheidungsmüdigkeit systematisch zu analysieren und als datenbasierten Hebel im Marketing zu nutzen, ist für uns bei Hopmann als Marketing Analytics Beratung natürlich interessant. So entstand ein konzeptioneller Ansatz, der psychologische Erkenntnisse mit den Möglichkeiten moderner CRM-Systeme verbindet.

Unser Ziel: Ein Measurement Framework für E-Commerce Unternehmen und andere Online-Shops, das zeigt, wo in der Customer Journey Überforderung entsteht, wie Unternehmen gezielt gegensteuern können und wie sich die Wirkung solcher Maßnahmen anschließend wieder messbar machen lässt.

Die Grundidee basiert auf zwei Schritten:

1. Diagnose mithilfe von CRM-Daten

  • Wo verbringen Nutzer:innen besonders viel Zeit?
  • Wo brechen sie ab?
  • Wo wechseln sie häufig zwischen Angeboten hin und her?

–> Muster wie eine lange Verweildauer auf bestimmten Seiten, ein häufiges Wechseln zwischen Angeboten oder Kaufabbrüche trotz intensiver Recherche können Hinweise auf Entscheidungsmüdigkeit sein.

Hopmann_Erfolgsmessung_Entscheidungsmüdigkeit

2. Testing von Maßnahmen

  • Wird die Situation besser, wenn man z. B. die Auswahl reduziert oder einen Produktfinder einführt?
  • Wie verändern sich Conversion Rate, Verweildauer oder Abbruchraten?

–> Durch A/B-Tests und datengetriebene Optimierung lässt sich nachvollziehen, ob z. B. ein reduziertes Produktsortiment oder ein neuer Produktfinder tatsächlich zu besseren Ergebnissen führt.

Metriken_Entscheidungsmüdigkeit_Tabelle

Segmentierung nach Entscheidungstypen: Maximizer vs. Satisficer

Nicht alle Kund:innen sind gleich. Manche vergleichen intensiv, andere entscheiden schnell. Daraus ergeben sich in der Psychologie drei Typen:

  • Maximizer: wollen die optimale Entscheidung, vergleichen lange, nutzen teilweise Tools als Hilfestellung.
  • Satisficer: suchen eine gute Lösung, entscheiden schnell und pragmatisch.
  • Mixed Types: passen ihr Verhalten an Kontext und Produkttyp an.
Hopmann_Kundenbindung_Gruppen-für-Segmentierung

    Eine These ist beispielsweise, dass Satisficer von schnell zugänglichen Empfehlungen profitieren und Maximizer hingegen strukturierte Vergleiche und fundierte Infos schätzen . Indem wir CRM-Daten um diese Dimension ergänzen, können wir individuellere Journeys für die verschiedenen Entscheidungstypen gestalten und die Erfolge derer messen.

    Wenn Sie mehr zu unserer Idee und den Möglichkeiten für die Ausgestaltung erfahren möchten, lesen Sie gerne unseren detaillierten Gastbeitrag auf Inboundmarketingdays.com.

    Unser Fazit: Weniger Komplexität. Mehr Kundenbindung.

    In einer Welt der permanenten Informationsflut ist Entscheidungssimplizität keine Spielerei, sondern ein strategischer Hebel. Wer seine CRM-Daten nutzt, um Überforderung zu erkennen und abzubauen, wird nicht nur effizienter im Marketing, sondern gewinnt langfristig loyalere Kund:innen. Dieser analytische Zugang kann helfen, Entscheidungen emotional besser zu begleiten und bietet eine echte Chance, Kundenbindung mit datenbasierter Klarheit zu verbinden.

    Auch wenn dieser Ansatz aktuell noch im konzeptionellen Stadium ist, verfügen wir über das Know-how und die technischen Möglichkeiten, ihn gemeinsam mit interessierten Unternehmen in der Praxis umzusetzen.

    Neugierig geworden? Dann schreiben Sie uns! Wir freuen uns auf den Austausch.